Russen in der Stadt

Der Krieg hat riesige Menschenmassen in Bewegung gesetzt und Millionen von Menschen für viele Jahre aus ihrer heimatlichen Umgebung gerissen. Hinter den identischen Feldblusen und Uniformen der sowjetischen Soldaten und Offiziere steckten lebendige Menschen – ein jeder mit seinem ganz eigenen Charakter, seinen Neigungen und einem bestimmen Niveau an Wohlerzogenheit und Kultur. Deshalb sind...

3 September 2014|Soskin Varlen Lwowitsch, Doktor der Geschichtswissenschaft, Professor an der Staatlichen Universität von Novosibirsk

Salaspils – ein Arbeitslager?

Anastasia Portnowa wurde im Alter von 8 Jahren aus Weißrussland in dieses Lager gebracht. Ihre Mutter hat sie danach nie wieder gesehen. Nastja wurde mit einem Güterzug zusammen mit Vieh nach Salaspils gebracht. Die Menschen – voller Angst und Hunger – fielen zu Boden, verloren den Verstand, denn vielen Müttern hatte man ihre Kinder buchstäblich aus den...

21 August 2014|Malachowskij Sergej

Ein ungerechter Brief

Ich sollte dir einen ruhigeren Brief schreiben, doch ich kann es nicht. Kann es sein, dass man dich in diesem Amt noch nicht bestätigt hat? Gibt es noch eine Chance abzusagen? Du hast nicht zwei Doktorarbeiten geschrieben, um dich dann darum kümmern zu müssen, wo man Nägel auftreiben kann. Das kann jede x-beliebige Mitarbeiterin in der Schule besser als du. Jedoch vor den Kindern zu stehen und...

10 August 2014|Scheljachowskaja (Gruzdewa) Maria Alexandrowna

Zoepfchens Tod

Als ich bei der Menge ankam, sah ich das Haus von Zoepfchen nicht. Da war weder das Haus, noch der Zaun, noch die Scheune, noch die Toilette, noch die Baeume, die um das Haus herum standen. Die Menschenmenge stand dichtgedraengt. Aufgerichtet konnte ich nicht durchkommen, deshalb bueckte ich mich und versuchte, mich zwischen den Leuten durchzuschlaengeln. Die Vordersten standen am Rande...

22 Juli 2014|Sosnovskih Jevgenij Alexandrovitsch, Generaloberst (übersetzt von Pritvorova Maria)

Bist du jetzt meine Mama?

Die Kinder umringten mich plötzlich alle, nahmen meine Hände und begannen sie in alle Richtungen zu zerren. Zuerst verstand ich nicht, was dies bedeuten sollte. Jeder versuchte, näher an mich heran zukommen und mich, koste es was es wolle, zu berühren, mir in die Augen zu sehen und mir zuzuflüstern: „Willst du meine Mama sein? Hast du mich gefunden?“

7 Juli 2014|Uchowa V.

„Rotes Ufer“ – ein heiliger Ort

Die Gedenkstätte „Rotes Ufer“ wurde am 28. Juni 2007 eröffnet, wird vom Staat betrieben und ist von landesweiter Bedeutung. Mit der Einrichtung einer Gedenkstätte wurde bereits Anfang der 90iger Jahre begonnen, doch der Zerfall der Sowjetunion und die starke Geldentwertung hat die Fertigstellung lange herausgezögert. Wir erhoffen einen internationalen...

12 Juni 2014|Redaktion

Ohne Vater

Im Gebiet von Jaroslawl kam ich dann in die 4. Klasse. Unsere Lehrerin unterrichtete die 2. und 4. Klasse. Ihr Mann, Afrikan Fjodorowitsch, die 1. und die 3. In einem Raum saßen die Schüler der 2. und der 4. Klasse zusammen. Es gab kaum Seife. Die Lehrerin forderte deshalb alle auf, sich die Haare kurz zu scheren, damit keine Läuse gezüchtet würden.

24 Mai 2014|Chartschenko (Tschusowa) Inna Sergejewna

„Chatyn“ – ein Friedhof für ganze Dörfer

Auf keiner geographischen Karte findet man heute mehr dieses weißrussische Dorf. Es wurde im Frühling des Jahres 1943 von den Faschisten dem Erdboden gleichgemacht. Chatyn (eventuell vom weißrussischen Wort chata – Haus) – früher mal ein Dorf im Kreis Lahojsk in der Region von Minsk – wurde zu einem Symbol der Tragödie des weißrussischen Volkes, einer...

5 Mai 2014|Aljoschina Tatjana

So wie im Gleichnis aus dem Evangelium

Er hatte das Kommando über die Lazaretttruppe und war so – manchmal auch entgegen der Regel - direkt mit an der Feuerlinie. In den Tagen heftiger Gefechte war er nicht nur als einfacher Arzt im Einsatz, sondern auch als Chirurg. Wer, wenn nicht der Arzt Martirosjan hat mehr Menschen sterben und leiden sehen, wer hat mehr Blut gesehen? Doch darüber hat...

21 März 2014|Ogandshanjan Sergej Benikowitsch, Doktor der Technischen Wissenschaften

Passive Helden

Für uns war dieser unsere Nachbarin Nadjeshda Sergejewna Kuprjanowa. Sie kam zu uns ins Zimmer, weil sie gedacht hatte, dass auch wir schon gestorben seien. In unserer Wohnung, in der viele Menschen wohnten, war nämlich niemand mehr am Leben. Als sie gesehen hat, dass auch wir schon daniederlagen - völlig gleichgültig unserem Zustand gegenüber, verließ sie unser Zimmer mit den Worten, dass sie es...

5 März 2014|Granin Daniil Alexandrowitsch

Die Volljährige

Auch ich spielte mit dem Gedanken, mich freiwillig für die Front zu melden. Einmal waren meine Mutter und Inna in eine benachbarte Siedlung gefahren. Dorthin war ein ganzes Kinderheim evakuiert worden. Ich dagegen ging die 30 km bis Myschkina, wo das nächste Wehrkreiskommando lag, zu Fuß: Der Kommissar hatte mich angehört und dann nur gesagt: „Also, ohne Erlaubnis deiner Mutter schicke ich dich...

19 Februar 2014|Chartschenko (Korshenkowa) Larissa Sergejewna

Ich hatte Glück

Trotzdem kann ich den ersten Kameraden, der in meinem Beisein getötet worden ist, nicht vergessen. Wir saßen in einer Feuerstellung und aßen aus unserem Feldgeschirr. Plötzlich schlug neben unseren Geschützen eine Granate ein und einem Soldaten, der gerade sein Gewehr aufladen wollte, haut ein Granatsplitter den Kopf ab. Da sitzt ein Mensch mit einem Löffel in der Hand, aus seinem Essgeschirr...

9 Februar 2014|Nikulin Juri Wladimirowitsch, Schauspieler und Zirkusartist

Das Glück im Frieden zu leben

Die Realität sieht manchmal so aus, dass man sich kneifen will, um zu prüfen: bin ich das wirklich, schlafe ich nicht, geschieht in der Tat all dies mit mir? Aber ja, du bist es und du kannst nirgendwohin entkommen und dich wegstehlen von der Realität. Dein und nicht das Leben irgendeines anderen geht zu Ende, ist fast zu Ende mit gerade einmal sechzehn...

21 Januar 2014|Granin Daniil Alexandrowitsch

Mir hat meine spartanische Erziehung zu Hause geholfen

Die Adler der Berge, die am Himmel ihre Kreise zogen und wie Kreuze aussahen, schienen uns von oben ihren Segen geben zu wollen. Es war sehr schwer für uns junge Kerle, mit einer solchen Last auf den Schultern durch die Hitze zu stiefeln. Die groben englischen Schuhe rieben unsere Füße bis aufs Blut auf.

10 Januar 2014|Voronin Ilja, еrzpriester

Neujahr – wie ich es noch in Erinnerung habe

Auf dem Marktplatz von Totma hatte man eine gewaltige Tanne aufgestellt und diese mit Spielzeug aus Eis geschmückt. Dazu hatte man in irgendwelche Kochtöpfe, Schraubgläser und Schalen gefärbtes Wasser gegeben und in diese kleine Bänder in Schlaufenform gelegt. Das ganze hatte man dann frieren lassen und an den Baum gehängt. Auf den Zweigen hatte man aus...

31 Dezember 2013|Gruzdewa (geb. Scharonowa) Natalja Alexandrowna

Sozialarbeit für die Front

Dora Grigorjewna teilte alle Frauen zu Arbeiten ein. So gab es zum Beispiel bei uns im Haus einen langen kalte Korridor, wohin sämtliche zerschlissene Wattejacken von Soldaten, die an der Front verwundet worden waren, gebracht wurden. Zu uns kamen dann die Frauen aus der gesamten Stadt und machten sich daran, die Jacken wieder zu flicken. Auf die Risse...

19 Dezember 2013|Machalowa Valeria Viktorowna

«Der blonde Recke» oder «der Bauerntölpel»?

Und es geht auch nicht darum, dass sich ein Einzelner auf die „Jagd nach Köpfen macht“, sondern alle – die Infanterie, die Panzer und die Artillerie. ... Jener Hartmann hat über seine Taktik folgendes geäußert: „Es ist ein Glück, wenn man auf einen schwachen und unerfahrenen Piloten trifft. Man sollte dann...

9 Dezember 2013|Kudrjaschow Konstantin

Schon zwei Jahre getrennt

Ich möchte dir von dem Verfall der Sitten und dem Verlust der Achtung vor dem Allerheiligsten während des Krieges berichten. Du hast schon von den Freuden der willensschwachen Wollüstlinge geschrieben: „der Krieg radiert alles aus“. Natürlich kann er alles ausradieren. Im selben Moment vernichtet er aber auch die Reinheit des Gefühls.

30 November 2013|Scheljachowskaja (Gruzdewa) Maria Alexandrowna

Der Siebzehnte

Ich erinnere mich noch, wie der Kommandeur der Armee Gredschko befohlen hatte, dass sich alle in die Erde vergraben sollten, da die Panzerdivision „Adolf Hitler“ im Anmarsch sei. Genau über meinem Schützengraben wendete ein deutscher Panzer, der mich fast in der Erde verschüttet hat. Ihm folgte ein Schützenpanzerwagen. Man konnte mich wunderbar sehen und ich erwartete, dass man mich erschießen...

15 November 2013|Amajew Amir Dschabrailowitsch, Doktor der Technischen Wissenschaften, Professor für Atomphysik

Bekenner: Verurteilung fuer den Kampf gegen das Boese

Ebenso war er Mitglied des Vollzugsausschusses dieser Vereinigung. Er fuehrte das Grundbuch der Versammlungen der Vereinigung und – so kann man vermuten –, verfasste alle wesentlichen Dokumente der Vereinigung, zu deren Zielen erklaertermassen die Eroerterung der Frage der „Verbreitung der evangelischen...

20 Oktober 2013|übersetzt von priester Thomas Diez
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