Briefe sowjetischer Kriegsgefangener. Nikolaj Djatschenko

Ich, Nikolaj Iwanowitsch Djatschenko, geboren 1921, wurde am 19. Juni 1941 in die Armee einberufen. Auf den Krieg traf ich an der Grenze zu Polen. Am 29. Juli 1941 kam ich bei der Stadt Minsk in Gefangenschaft und wurde in das polnische Lager Ostroew Mazowiecka gebracht, wo ich mich zwei Monate lang...

13 Oktober 2013|Djatschenko Nikolaj Iwanowitsch

Eine Bekanntschaft im Lazarett

Als ich Stepan Andrejewitsch zum ersten Mal sah, war er schon kein bettlaegeriger Kranker mehr, er konnte sich schon allmaehlich bewegen, nur aus dem Krankensaal kam er noch nicht. Und einmal wurde ich gebeten, ihm Buecher zu bringen. Als man ihn fragte, welches Buch er moechte, antwortete er: - Shakespeare. In der Bibliothek gab es keinen...

25 September 2013|Starikova Iraida Vassiljevna (übersetzt von Lebedeva Julia)

Die Zwangsarbeiterin Nadja vom Schwarzen Meer. Ein Kriegserlebnis.

So wurde ich einmal unmittelbare Ohrenzeugin, dass sie von der Gastwirtsfrau furchtbare Schlaege bezog. Spaeter erfuhr ich den Grund fuer die Pruegel: Ein heimlich geschmiertes Schmalzbrot, wobei sich die unglueckliche Nadja hatte erwischen lassen. Ausserdem wurde sie regelmaessig waehrend der...

3 September 2013|Kramer Hildegard

Ich möchte daran eigentlich gar nicht mehr zurückdenken

Wenn ich mich auf den Weg zur Schule machte, zog ich meinen Ski-Anzug an, darüber dann meinen Wintermantel und dann noch eine Mütze. Über all dem band meine Mutter mir noch ein großes kariertes Tuch um. Ich trug zwei Paar Handschuhe und an den Füßen Filzstiefel. Und trotzdem quollen zum Frühjahr hin meine...

16 August 2013|Schattenstein Evgenia Richardowna

Ein bedeutender Teil meines Lebens

Ein Kind war man damals bis zu einem Alter von zwölf Jahren. Das bedeutete, ich bekam also eine Lebensmittelkarte für ein Kind. Es gab kein Wasser und auch keinen Strom. Es gab nichts, womit wir Wasser in unsere Wohnung hätten tragen sollen. Im Keller gab es zunächst immer noch Wasser, denn auch dort waren Wasserhähne.

26 Juli 2013|Rakowa Galina Wladimirowna

Wovor hatten wir Angst?

Ich möchte zuerst einmal voranstellen, dass meine Erzählung die Erinnerungen eines Menschen nachzeichnet, der die Kriegsjahre durchlebt hat, ohne sich besondere Gedanken zu machen. Diese Erinnerungen sind einerseits verzerrt durch die Eigenheit des Gedächtnisses, die Dinge nicht immer ganz richtig in Erinnerung zu behalten und andererseits gefärbt durch...

9 Juli 2013|Lewschenko Boris, Erzpriester

Das Gewicht von Büchern

Viele jedoch hüteten ihre Bücher und retten sie vor dem Feuer. Die Angestellten der öffentlichen Bibliotheken, so erzählt man, haben selbst in den schlimmsten Wochen des Hungers, wo alle der Verzweiflung nahe waren, ganze private Bibliotheken von verstorbenen Sammlern, Gelehrten und Bücherliebhabern, also solche Büchersammlungen, um die sich schon...

5 Juni 2013|Granin Daniil Alexandrowitsch

Für mich war die Blockade damit zu Ende

Doch unsere Freude wurde bald getrübt, denn schon nach einigen Minuten kam unsere Tante Chasja mit Tränen in den Augen zu uns gerannt und erzählte, wie ihrem Sohn, während er im Laden in der Schlange stand, alle Lebensmittelkarten gestohlen worden waren. Das bedeutete den sicheren Tod. Doch hier erfuhr ich etwas, was mir mein ganzes Leben lang eine...

27 Mai 2013|Steinbock Ephraim Moiseewitsch

Der Krieg wurde also wahr

Am 17. Juni 1941 wurde ich 10 Jahre alt. 5 Tage später begann der Krieg. Am Morgen des 22. Juni spielte ich mit meinen Freunden im Nachbarhof, als plötzlich irgendein Junge angerannt kam und schrie: „Krieg! Es ist Krieg!“ Wir schrien ihn an: „Du hast wohl den Verstand verloren! Wie kannst du so etwas sagen?“ Doch es stellte sich dann als wahr heraus.

25 April 2013|Fradkin Alexander Efimowitsch

Wir sind dank eines Wunders immer noch am Leben

Wir zogen uns so viel wie möglich an und schleppten uns mühsam bis zur Majakowskij-Straße vor, wo unsere „Wunder“ auf uns wartete. Eine kleinwüchsige Frau öffnete uns mit einem Lächeln die Tür. Sie war sauber gekleidet und trug eine weiße Schürze. Wir trauten unseren Augen nicht und dachten, dass es nur ein...

1 April 2013|Soliterman (geb. Joff) Sophia Iljinitschna

Was uns unser Lehrer für Produktive Arbeit berichtete

Wir Jungs lernen die Tätigkeiten eines Schlossers bei Alexander Nikolaewitsch und die Mädels an der Nähmaschine zu nähen - sie hatten ihre eigene Lehrerin. Alexander Nikolaewitsch war ein guter Lehrer. Er selbst hatte, bevor er in den Schuldienst getreten war, lange als Schlosser in einer Fabrik gearbeitet....

16 März 2013|Kotlow Alexander

Mein Vater

Mein Vater spielte in unserem Leben eine wichtige Rolle, doch er verschwand immer wieder und war oft nicht zu Hause. Mal hatte er Dienst, dann fuhr er auf Dienstreise oder sonst noch etwas. Ich hatte es gern, wenn mein Vater ganze 24 Stunden Dienste hatte, denn bei diesen Diensten bekamen die Diensthabenden immer Weißbrotschnitten mit Jagdwurst. Schon allein den Geruch, der von dieser...

5 März 2013|Kasakowa Raissa Konstantinovna

Von jungen Burschen, die kein Risiko gescheut haben

Nach dem Krieg - ich war damals ein Bengel von gerade mal 15 Jahren - lebte ich in Taschkent. Ganz in der Nähe von uns wohnten zwei Brüder, Wolodja und Georgij, beziehungsweise Shorka, wie wir ihn alle nannten. Wolodja war der ältere von beiden. Er war Jahrgang 1926, Shorka war erst 1928 geboren worden. Sie...

14 Dezember 2012|Tschanzew Valentin Vasiljewitsch

Man musste sich entscheiden: sterben oder überleben

Die Kräfte waren langsam aufgezehrt und meine Mama entschied, dass wir uns bewegen müssen. Wir machten uns nun also auf und gingen zu Fuß bis zu den Nikolaj-Reihen. Danach kehrten wir zurück und nur danach erlaubten wir uns, Mittag zu essen. Es war schnell dunkel, es war ja Winter. Strom gab es keinen. Wir...

7 Dezember 2012|Sinotowa Evgenia Nikolajewna

Der Preis für eine Tätigkeit als Katechet

Die Umstände seines Todes sind bis heute nicht geklärt. Anderen Angaben zufolge wurde der Metropolit durch den sowjetischen Geheimdienst NKWD getötet. Es ist bekannt, dass er einen Tag vor seiner Ermordung ein Totengedächtnis für den Sänger D. Smirnov abgehalten hat, nach diesem er gesagt haben soll: „Dieses Totengedächtnis habe ich für mich selbst...

3 Dezember 2012|Redaktion

Nicht nur von der Blockade

Da meine Eltern Ärzte waren, hatten sie von sämtlichen Apotheken während der Zeit des wirtschaftlichen Aufschwunges in den zwanziger Jahren Muster von Medikamenten zugeschickt bekommen. Alle diese Medikamente suchten wir nun durch und kochten aus irgendwelchen süßen Abführmitteln, in denen Zucker enthalten war, Gelees. Wir waren uns sicher, dass der...

15 November 2012|Birshtein Tatiana Maximowna, Doktor der Mathematik und der Physik

Als Hebamme im Konzentrationslager

Von meinen fünfunddreißig Jahren, die ich als Hebamme gearbeitet habe, verbrachte ich zwei Jahre als Gefangene im Frauenkonzentrationslager Ausschwitz-Birkenau, wo ich meiner beruflichen Pflicht weiterhin nachging. Unter der riesigen Menge Frauen, die dorthin deportiert wurde, waren viele Schwangere. Als Hebamme war ich dort der Reihe nach in drei...

11 Oktober 2012|Leschinskaja Stanislawa

Alik und Sascha

Am späten Abend kehrte Sascha zurück. Allein, auf Krücken. Was war geschehen? Gar nichts war geschehen. Er war weder von seiner Gruppe zurückgeblieben noch verloren gegangen. Er hatte einfach entschieden, in Leningrad zu bleiben. So hatte er es erklärt. Er könne seine Heimatstadt nicht verlassen. Man überredete ihn, mit der nächsten Gruppe von Kindern mitzufahren. Doch alles war vergebens. In...

24 September 2012|Magaewa Swetlana Wasiljewna

Der Herr rettete uns beim Überqueren des Dnjepr

Das Wasser kochte von den Explosionen. Tausende Splitter von Minen und Granaten sausten kreuz und quer durch die Luft, töteten und verletzten unsere Soldaten und zerschlugen die Stämme unserer Flöße und die Planken der Boote. Es gab keine Hoffnung, an das andere Ufer zu gelangen. Auch dort erwartete uns der...

5 September 2012|Tschitschagow W.A.

Wer ist ein Patriot?

In der heutigen Zeit wird öfters in einer falschen Weise über die Patrioten des Großen Vaterländischen Krieges (2. Weltkrieg – A.d.Ü.) geurteilt. Man versucht, eine etwas spöttische Haltung zur Geschichte des eigenen Landes und zu seinen Nationalhelden zur Norm werden zu lassen. Unserer Ansicht nach ist ein solcher Herangang eine Geringschätzung all derer, die ihr Leben gegeben haben und eine...

20 August 2012|Iljaschenko Alexander, Erzpriester, projektleiter
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