Ich möchte daran eigentlich gar nicht mehr zurückdenken
Ich denke zurück und meine Kehle schnürt sich zusammen.
Ich denke zurück und mein Herz erstirbt in meinem Innern.
Mit lodernden Bränden und dem Heulen der Sirenen
kehrt in mein Gedächtnis meine Kindheit zurück.[i] …
Sehr lange habe ich es nicht vermocht, mich hinzusetzen und die folgenden Zeilen zu schreiben. Es lag nicht nur an meiner Faulheit oder an meiner fehlenden inneren Organisation. Vielmehr hatte ich gar keine Vorstellung, wie ich es anstellen sollte. Beim Lesen jedoch eines Buch mit den Erinnerungen an Sinowia Gerdte, habe ich erfahren, dass Milan Kundera (ein tschechischer Schriftsteller, Essayist, Dramatiker und Übersetzter) einmal gesagt hat, dass unser Gedächtnis uns keine bewegten Bilder zurückbringt, keinen Film also wie im Kino, sondern nur Momentaufnahmen, eingefroren und stehengeblieben, einfache Augenblicke. Deshalb habe ich mich entschlossen, von diesen Augenblicken zu erzählen, die mir im Gedächtnis geblieben sind. Nicht der Reihe nach, nicht chronologisch, sondern so, wie sie mir wieder einfallen.
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Dass Krieg ist, erfuhren meine Mutter und ich auf dem Weg zum Strand. Wir waren bereits auf unsere Datscha in Vsjewoloshskaja gefahren. Am nächsten Tag kehrten wir dann nach Leningrad zurück. Es begann ein anderes Leben. In Erwartung von Bombenangriffen beklebten wir die Fenster kreuzweise mit Papierstreifen und holten unsere Sachen vom Dachboden. Dabei habe ich einen Teddybär wiedergefunden, mit dem ich als Kind gespielt hatte. Es war aber kein Plüschteddy wie gewöhnlich. Er war vielmehr aus grauem Flanellstoff und hatte Augen, für die zwei Knöpfe von Schuhen herhalten mussten. Wir brachten eine Kiste mit Sand nach oben, um damit Brandbomben zu ersticken (man durfte sie auf keinen Fall mit Wasser löschen). Gott sei Dank, dass weder auf unser Haus noch auf unsere Schule Brandbomben gefallen sind.
Es wurde damit begonnen, die Kinder aus der Stadt zu evakuieren. Am 6. Juli 1941 sind die Schüler unserer Schule gemeinsam mit den Lehrern nach Waldaj gebracht worden. Vor unserer Abfahrt wurden mir meine Zöpfe abgeschnitten, da ich selbst mit meinen dicken Haaren nicht zurechtgekommen wäre. Meine Sachen, darunter auch Kleidung für den Winter, wurden in einem großen Koffer verstaut. Jedes Kleidungsstück musste mit dem Familiennamen und der Nummer der Schule gekennzeichnet werden. Was habe ich da gejammert, dass ich solch einen langen Familiennamen habe!
Für zehn Tage wohnten wir am Ufer des sehr schönen Waldaj-Sees. Doch plötzlich sahen wir über uns deutsche Flugzeuge am Himmel fliegen, die Bomben abwarfen. Am nächsten Tag kam sofort meine Mutter. Man hatte sie in die Schule bestellt und ihr vorgeschlagen zu uns zu fahren, um mich und noch einige andere meiner Klassenkameraden abzuholen. So sind wir mit einigen anderen Eltern in einem Güterzug, der mit Holzpritschen auf zwei Etagen ausgestatten war, wieder nach Leningrad zurückgekehrt, wo wir unversehrt am 20. Juli ankamen. Wir hatten sehr viel Glück, denn der Zug, der vor uns fuhr, war bombardiert worden. Es gab viele Tote und Verletzte. So fand meine erste Evakuierung ein schnelles Ende. In der Stadt war es ganz still. Einige Schulfreundinnen und ich fuhren im Vergnügungspark gemeinsam Achterbahn. Nach dem 8. September wurde ihr Betrieb jedoch eingestellt. Viele meiner Freundinnen wurden aus der Stadt gebracht. Auch das Institut, in dem meine Mutter arbeitete, sollte evakuiert werden. Doch dazu kam es dann schon nicht mehr.
Der erste Bombenangriff wurde am 8. September 1941 geflogen. Ich war gerade dabei, irgendwelche Informationsblätter auszuteilen und befand mich in der Nähe des Smolensker Friedhofs. Man konnte sehen, dass es auf der Petrograder Seite heftig brannte. (Später erfuhr ich, dass die Gardinenfabrik in Flammen geraten war). Man hörte das Krachen der Flaks. Es war auch noch deshalb ganz furchtbar für mich, weil ich wusste, dass meine Mutter nicht zu Hause war. Sie hob Schützengräben aus – ganz in der Nähe der Bahnstation Grusino. Sie wäre dort fast den Deutschen in die Hände gefallen. Doch alle kamen heil nach Hause zurück.
Ein anderer Bombenangriff, an den ich mich auch noch genau erinnern kann, war einer im April 1942. Wir waren gerade auf dem Weg aus unserer Schule in der 12. Straße in die 21. Schule in der 5. Straße. (Auf der Basilius-Insel in Petersburg sind die Straßen mit Nummern benannt. – Anm. des Übersetzers) Ich weiß nicht mehr genau, warum wir dorthin geschickt worden waren. Es hatte irgendetwas mit unserem Zeichenzirkel zu tun. Als wir unterwegs waren, ertönten plötzlich die Sirenen und ein Milizionär jagte uns in den Schutz der Toreinfahrt des Andrejew-Markts (der Markt auf der Basilius-Insel). Als sich der Milizionär von uns abwandte, kamen wir aus der Toreinfahrt hervor und liefen in die Schule. Schon nach einigen Minuten schlug irgendwo ganz in der Nähe eine Bombe ein. In dem Raum, in dem wir uns befanden, wurden durch die Druckwelle die Fensterscheiben herausgeschlagen. Wir hatten es aber geschafft, rechtzeitig auf den Korridor zu flüchten. Als dann Entwarnung gegeben wurde, lief jeder zu sich nach Hause zurück. Das Marktgebäude gab es schon nicht mehr. Auch diesmal hatten wir also Glück gehabt.
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Wir wohnten im 4. Stock des Hauses Nummer 32 in der 11. Straße. Zu Beginn der Blockade nahmen wir, wenn Luftalarm ausgelöst wurde, einige kleinen Köfferchen mit dem Allernötigsten mit uns und begaben uns in den Luftschutzkeller. Es kam aber auch vor, dass Menschen in den Luftschutzkellern unter den Trümmern ihres Hauses verschütten wurden. So gingen wir immer seltener in die Keller. Mag kommen, was kommen soll, war unsere Devise.
Zu dem Bericht von Alica Brunowna Freindlich (eine beliebte russische Schauspielerin – Anm. des Übersetzers) über ihre Kindheit während der Blockade anlässlich ihres runden Geburtstags möchte ich anmerken, dass auch in unserer Familie die Tage nach einem strengen Regime abliefen: Morgens wurde das Brot geholt, welches meine Tante daraufhin in kleine Stücke schnitt: Ein Stück zum Frühstück, zwei zu Mittag und eins zum Abendbrot. Auch wenn wir nichts mehr wollten, als das Brot mit einem Male aufzuessen, durften wir es nicht. Ich bin davon überzeugt, dass es dem zu danken ist, dass wir noch am Leben sind. Soll ich Beweise liefern? Bei unseren Nachbarn waren einige Verwandte untergekommen, die in Srednaja Rogatka wohnten (heute Platz des Sieges). Die Front verlief ganz in ihrer Nähe. Es war eine Mutter mit drei Töchtern. Die jüngste war 11 Jahre alt. Auch sie kauften das Brot am Morgen — jeder seins! — und aßen es sofort auf. Alle sind gestorben. Nur die Jüngste hat überlebt, sie wurde in ein Kinderheim gesteckt. Als die Mutter gestorben war, haben ihre Töchter ihren Leichnam nicht beerdigen lassen, sondern einfach in eine Schneewehe geworfen, damit die Lebensmittelkarte, die auf den Namen ihrer Mutter ausgestellt war, nicht ihre Gültigkeit verlor. Doch auch das hat sie nicht retten können.
Dagegen waren Disziplin und die gegenseitige Sorge für einander, aber auch der feste Glaube, dass wir auf jeden Fall siegen werden, unsere Rettung. Alle sind erstaunt, wenn sie meine beiden gewöhnliche Schulhefte sehen, in denen ich während des furchtbaren Winters 1941/42 verschiedene Kochrezepte aufgeschrieben habe – eigentlich alle, die mir unter die Augen kamen: aus den Notizen zur Hauswirtschaft unserer Nachbarn und aus alten Ausgaben der Zeitschrift „Niwa“. Ich war fest davon überzeugt, dass der Krieg ein Ende finden wird und ich dann alles selber zubereiten werde. In dieser Zeit konnte ich überhaupt noch gar nicht kochen! Es ist jedoch merkwürdig, dass ich meine Aufzeichnungen erst nach dem Ende des Krieges fortgesetzt habe, als ich dann die frei gebliebenen Seiten im Heft vollschrieb. Erst zu diesem Zeitpunkt habe ich dann erst kochen gelernt.
Einmal fand meine Mutter auf der Straße einen richtigen rechteckigen Lebkuchen aus Tula, auf dem auch „TULA“ geschrieben stand. Meine Mutter brachte ihren Fund nach Hause, erwärmte ihn auf unserem Kanonenofen bis zum Glühen, schnitt ihn dann in Stücke und, nachdem sie sich überzeugt hatte, dass der Lebkuchen nicht vergiftet war, teilte sie ihn unter uns allen auf.
Zu meinem Geburtstag am 21. März trieb meine Mutter irgendwo Tischlerleim auf und kochte davon etwas Sülze. So wurde es ein richtiges Fest!
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Die Kälte war schrecklicher als der Hunger. Zu Beginn des Winters gab man uns in der Schule einen Teller Suppe, meistens jedoch eher Wasser, in dem etwas Hefe aufgelöst war. Gewöhnlich trugen wir die Suppe in kleinen Kannen nach Hause. Irgendwer hatte einmal aus Versehen etwas vor der Tafel verschüttet. Es entstand sofort eine Eisbahn, die dann auch den gesamten Winter über dort blieb. So kalt war es im Klassenraum! Deshalb hatten wir auch im Winter nicht mehr als drei Unterrichtsstunden.
Wenn ich mich auf den Weg zur Schule machte, zog ich meinen Ski-Anzug an, darüber dann meinen Wintermantel und dann noch eine Mütze. Über all dem band meine Mutter mir noch ein großes kariertes Tuch um. Ich trug zwei Paar Handschuhe und an den Füßen Filzstiefel. Und trotzdem quollen zum Frühjahr hin meine Finger an und die Haut platzte auf. Ich konnte nicht mehr schreiben – nicht einmal Kontrollarbeiten. So blieb es viele Jahre. Auch als ich 1945 zur Universität ging, konnte ich in den ersten Studienjahren im Frühjahr keinen Füller halten. Auch jetzt noch scheinen meine Finger bei geringem Frost zu erfrieren.
Zu Hause wohnten wir schon nicht mehr in zwei Zimmern, sondern in einem, nämlich in dem, wo der Kanonenofen stand. Das war ein kleiner eiserner Ofen, dessen Abzugsrohr wir in den Kachelofen gelegt hatten. Manchmal hatten wir Holz zum Heizen, denn einiges war noch aus Vorkriegszeiten übriggeblieben. Ganz in der Nähe „bedienten“ wir uns in einem alten Haus oder aber verbrannten Möbel. Damit es wärmer ist, schliefen ich und meine Mutter gemeinsam in einem Bett.
Am 6. Januar 1942 wurde für die Kinder von Leningrad eine Weihnachtsfeier organisiert. Sie fand in einem Saal des Kleinen Operntheaters statt. Es wurde ein Theaterstück aufgeführt. Das Stück „Maschenka“ von Afinogenov. Es handelte vom Verhältnis zwischen Enkelin und Großvater, über die erste Liebe in der Kindheit also. Nichts über den Krieg! Danach gab es ein Mittagessen. In dieser Zeit, als es auf die Lebensmittelmarken nichts anderes gab als Brot, reichte man uns dort eine Suppe in einem Topf. Das Beste war jedoch ein Stück Kuchen! Ich bin hin und zurück zu Fuß gegangen, auf einem Fußpfad quer über die Newa. Der Rückweg war um einiges leichter.
In diesem Winter habe ich zusätzlich zu den Büchern für die Schule sehr viel gelesen. Ich habe schon immer viel gelesen, bereits mit 5 Jahren habe ich angefangen. Doch in diesem Winter habe ich besonders viele Bücher verschlungen und das hat mir sehr geholfen. Mir scheint es, dass ich so den Hunger nicht so gespürt habe. Meistens waren es sehr gute Bücher, manchmal auch nicht so sehr. So war zum Beispiel schon vor dem Krieg im „Ogonjok“ die Erzählung von Lew Owalow über den Major Pronin abgedruckt worden. Es ist eine Kriminalgeschichte, in der es viele Parodien gibt. Sie hat mir dann auch sehr geholfen, als ich im Sommer 1944 (zwischen der 9. und der 10. Klasse) als Gruppenpionierleiterin in einem Ferienlager in der Jungengruppe (damals waren die Gruppen nach Geschlechtern getrennt) gearbeitet habe. Ich habe ihnen vom Major Pronin erzählt und die Jungs auf diese Weise zur Ruhe gebracht, wenn sie am Nachmittag nach dem Mittagessen schlafen sollten. Ich habe ihnen aber auch von den Musketieren erzählt und von vielem anderen. In den dunklen Abenden kuschelte ich mich unter meine Decke und hörte Radio. Am meisten mochte ich die Sendung „Lektüre in Fortsetzungen“, die von Nina Alexandrowna Tschernjawskaja gestaltet wurde. Man bekam im wahrsten Sinne des Wortes neue Kraft, wenn im Radio Olga Bergholz auftrat. Gesehen habe ich sie das erste Mal in einem Saal im Alexandriskij Theater, in dem sich im Juli 1942 die Absolventen der 7. und 10. Klasse aus allen Schulen der Stadt versammelten, die im Verlaufe des gesamten Schuljahres 1941/42 gearbeitet hatten.
Was für andere Eindrücke, die mit Literatur verbunden sind, sind mir noch in Erinnerung geblieben? In der 9. Klasse (Schuljahr 1943/44) führte uns Elena Ivanowna Turusowa in das Haus des Lehrers (in den Jusupow-Palast). Dort fanden Abende mit Schriftstellern und Schauspielern statt. Die interessanteste Begegnung war für mich die mit dem Dichter Vsevolod Roshdestvenskij. Er war von der Front in einer weißen Pelzjacke angereist und las uns seine Verse vor und dann seine Erzählungen aus dem Sammelband „Die Schatulle der Erinnerung“.
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Ich bin zu einem festlichen Konzert anlässlich des Jahrestages der völligen Aufhebung der Blockade eingeladen, das im Konzertsaal der Militärakademie der Rückwertigen Dienste und der Transporteinheiten stattfinden wird. 1943-44 befand sich in diesem Gebäude ein Hospital, das Bataillon der Genesenden sozusagen. Wir gingen oft dorthin und sind vor den Verwundeten aufgetreten. Unsere älteste Pionierleiterin Sinaida Albertowna Shorez (Sinotschka) konnte sehr gut singen. Ich trug Gedichte vor. Wir fuhren auch in das Hospital, das sich auf dem Isakjewskij-Platz befand.
In den Tagen, als die Kämpfe um die endgültige Befreiung der Stadt von der Blockade heftig tobten, ist unsere gesamte Klasse in das Hospital, das im Otto-Institut eingerichtet worden war, gegangen, um dort verschiedene Dienste zu verrichten. Wir haben alles gemacht, was zu tun war und wozu wir in der Lage waren. Wir arbeiteten auf der Station der Kiefern-und Gesichtschirurgie. In der ersten Zeit war es furchtbar. Es gab sehr viele Soldaten mit Verbrennungen. Die Gesichter waren völlig verbunden. Es gab nur kleine Öffnungen für Augen, Nase und Mund. In den ersten Tagen konnte ich, wenn ich wieder zu Hause war, nichts essen. Ich hatte immer noch den Geruch der Station in meiner Nase. Doch dann gewöhnten wir uns daran. Wir wollten sehr gerne helfen. Später hat man sogar über unsere Klasse in der Zeitung „Smena“ berichtet und auch Fotografien abgedruckt.
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Am 1. Mai 1942 erhielt ich meinen Komsomolausweis mit der Nummer 13453642. Sofort wurde mir von einer der Aufbaubrigaden, die damals in der Stadt gegründet worden waren, eine Aufgabe erteilt. Wir Mädchen gingen in die Wohnungen und suchten nach Menschen, denen man noch helfen konnte. Diejenigen, für die unsere Hilfe schon zu spät kam, brachten wir in die Leichenhalle. Oft kamen im Kreiskomitee des Komsomol Briefe von der Front an, in denen darum gebeten wurde, die Familien des jeweiligen Absender zu suchen, zu mindestens die, die noch am Leben waren. Man gab uns dann bestimmte Adressen und wir sind dann mit meiner Freundin dorthin. Das war meine erste Aufgabe, die ich für den Komsomol übernommen habe.
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In der Schule wurde im Frühling der Unterricht wieder wie gewohnt den ganzen Tag über abgehalten. Wir hatten fünf oder sechs Stunden. Die Tinte fror schon nicht mehr ein und alles war wie in einer normalen Schule. Nur dass manchmal plötzlich während des Unterrichts jemand aufsprang. Alle wussten sofort Bescheid: Der Arme litt an Skorbut und hatte Krämpfe im Bein.
Im Frühjahr wurden die Bäume wieder grün und es spross frisches Gras. In allen Behörden hingen Plakate, auf denen sämtliche Pflanzen aufgezeigt waren, die man essen konnte, aber auch solche, die man nicht essen sollte. Das neue Grün war eine große Hilfe, denn man konnte daraus eine Suppe, aber auch Teigtaschen oder Brei kochen. Wir fuhren dann auch mit der gesamten Klasse vor die Tore der Stadt, um dort Kräuter für die Schulspeisung zu sammeln.
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Im Frühjahr nahmen aber auch die Bombardierungen wieder zu. Ich hatte große Angst, wenn die Stadt unter Beschuss genommen wurde. Ich schämte mich jedoch dafür und versuchte es niemanden merken zu lassen. Aber auch hier hatte ich Glück. Einmal, als wieder einmal die Stadt beschossen wurde, stand ich zusammen mit meiner Familie gerade unten im Hauseingang. Ganz in der Nähe schlug eine Granate ein … doch explodierte nicht! Ein anderes Mal verspätete ich mich auf dem Weg zur Schule. Als ich dann nach einem Beschuss in der Schule ankam, sah ich, dass im Eingang der Schule sämtliche Scheiben herausgeflogen waren. Sie waren genau dorthin gefallen, wo ich hätte stehen sollen. In den Schulen, wie auch in anderen Einrichtungen, waren Verteidigungstrupps gebildet worden. Ich war in einer Gruppe, die für die Einhaltung der Ordnung zuständig war. Mein Posten war genau am Eingang der Schule.
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Es hat sich wirklich gelohnt, in den Erinnerungen zu graben, wie viel einem da wieder einfällt: verschiedene Begebenheiten und Menschen. Die Erinnerungen jedoch werden immer mehr und rauben einem nachts den Schlaf. Deshalb möchte ich mich heute nicht mehr erinnern. …
[i] aus einem Gedicht von Nowoselnowa, zitiert aus dem Buch von L. Razumowskaja „Literaturzirkel Romantik“, Sankt Petersburg, 2005
Uebersetzt von Henrik Hansen
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