25 November 2015| Anthony von Sourozh, Metropolit

Der Krieg verändert die Sicht auf die Dinge

Anthony von Sourozh

Im Krieg ist es trotz allem doch eher gefährlich. Deshalb ergreift einen das Wissen, dass die eigene Existenz wirklich ganz allein in Gottes Hand liegt, manchmal durch und durch. Dabei macht man so manche Entdeckungen: zum Beispiel dass man nicht ganz so bemerkenswert ist, wie man meint, und dass es Dinge gibt, die viel wichtiger sind als man selbst. Man lernt auch, dass die Ereignisse ihre verschiedensten Ebenen haben. So gibt es zum Beispiel die Ebene, in der man selbst lebt, in der man sich fürchtet oder einen irgendwelche Gefühle übermannen. Doch daneben existieren noch zwei Ebenen: eine höhere, über einem – der Wille Gottes und dessen Blick auf die Geschichte und eine untere – das Leben selbst, wie es einfach so dahinströmt, ohne darauf zu achten, was einen ganz persönlich betrifft und was mit der eigenen Existenz verbunden ist. Ich erinnere mich noch, wie ich einmal im Krieg auf den Bauch gepresst lag und über mir die Kugeln hin und her flogen. Ich drückte mich auf dem Gras ganz tief an die Erde, weil es irgendwie doch unheimlich war. Dann jedoch hatte ich plötzlich keine Lust mehr, mich zusammenzukrümmen, und begann um mich zu schauen: Das Gras war grün, der Himmel blau und ich sah dort zwei Ameisen kriechen, wie diese einen Strohhalm trugen. Es war so klar, und ich lag da und fürchtete mich, dass es nun auch mich treffen wird und sich eine Kugel in mich hineinbohrt. Doch das Leben hier ging seinen gewohnten Gang, das Gras war grün und die Ameisen waren fleißig. Der Lauf der Welt als Ganzes ging weiter, und so wird es auch nicht enden, als ob es hier gar nicht um den Menschen geht. Ja, und in der Tat geht es nicht um ihn. Er macht ja nur alles kaputt.

Und dann sind es sehr einfache Dinge, die einem plötzlich sehr wichtig werden. Wissen Sie, wenn es um Leben und Tod geht, dann werden einige Fragen plötzlich völlig überflüssig, und unter dem Vorzeichen Leben oder Tod ersteht eine ganz andere Hierarchie von Wertigkeiten: Kleinigkeiten werden auf einmal äußerst bedeutsam, weil sie menschlich sind und manche sogenannten großen Dinge verlieren ihre Aktualität, weil sie eben nicht menschlich sind. Als ich zum Beispiel als Chirurg tätig war, ist mir klar geworden – ich erinnere mich noch gut – dass es eine rein technische Frage ist, eine komplizierte Operation durchzuführen, dass es aber, wenn mich mit einem Kranken beschäftige, eine menschliche Frage ist, und dies schien mir das Wichtigste und Bedeutendste zu sein. Denn eine gute technische Arbeit bringt jeder gute Techniker fertig. Die menschliche Seite dagegen hängt vom Menschen ab, nicht von der Technik.

Das Krankenhaus war für 850 Plätze ausgelegt. Es gab von daher recht viele Schwerstverwundete. Wir befanden uns sehr dicht an der Front. Damals verbrachte ich in der Regel die Nächte mit denjenigen Verwundeten, für die es ihre letzten Nächte waren, auf welcher Station sie auch lagen. Bei den anderen Chirurgen hatte es sich herumgesprochen, dass ich so eine merkwürdige Angewohnheit hatte. Deshalb wurde mir immer Bescheid gesagt. In diesem Moment ist man technisch überhaupt nicht gefragt: Man sitzt einfach nur neben einem Menschen – dieser ist noch jung, ein bisschen über zwanzig und er liegt im Sterben, und er hat niemanden, mit dem er reden kann. Es geht in diesen Gesprächen nicht um das Leben oder um den Tod. Es geht überhaupt nicht um solche Dinge, sondern vielmehr um seinen Bauernhof, um die Ernte und die Kuh. Um solche Dinge geht es! Und dieser Moment ist so bedeutsam, weil rundherum alles kaputt ist, sodass das wichtig ist. Und man sitzt, und dann schläft dieser junge Mensch ein. Und man bleibt sitzen, denn manchmal tastet er einfach nach einem: Bist du noch da? Wenn ja, dann kann ich weiter schlafen, dann kann ich auch in Ruhe sterben.

Oder irgendwelche Kleinigkeiten werden auf einmal wichtig: Ich erinnere mich an einen Soldaten, einen Deutschen. Er war in Gefangenschaft geraten und an der Hand verletzt worden. Der leitende Chirurg meinte: „Amputiere ihm den Finger“ (dieser war voller Eiter). Ich erinnere mich noch, wie der Deutsche da gesagt hat: „Ich bin Uhrmacher“. Verstehen Sie? Ein Uhrmacher, der seinen Zeigefinger verliert, kann schon kein Uhrmacher mehr sein. Ich habe mich dann um ihn gekümmert. Drei Wochen lang habe ich seinen Finger behandelt. Mein Chef hat sich über mich lustig gemacht und gemeint: „Was für ein Unsinn, du hättest in zehn Minuten mit dieser Angelegenheit fertig sein können. Und nun bist du schon drei Wochen dran. Und wofür? Es ist doch Krieg und du kümmerst dich um einen Finger!“ Ich habe ihm darauf geantwortet: „Ja, es ist Krieg und deshalb mache ich mir soviel Mühe mit diesem Finger, denn so wie der Krieg, dieser Krieg hier so äußerst wichtig ist, spielt auch der Finger eine kolossale Rolle, denn der Krieg wird eines Tages vorbei sein, und der Soldat wird in seine Stadt zurückkehren. Entweder mit oder ohne Finger“.

Und genau diese Sicht auf die Dinge, auf die großen Ereignisse und die sehr kleinen Dinge und ihr Verhältnis zueinander, haben für mich eine große Rolle gespielt. Vielleicht mag es merkwürdig erscheinen oder sogar lächerlich, aber das ist es, was ich damals im Leben entdeckt habe. Und auch meinen eigenen Maßstab in ihm habe ich damals begriffen. Ich war nie ein großartiger Chirurg und habe auch nie große Operationen durchgeführt. Doch das war für mich das Leben, die Tiefe des Lebens, wie alles miteinander in Beziehungen steht.

Anthony von Sourozh mit der Mutter und der Großmutter

Dann waren die ersten kriegerischen Auseinandersetzungen erst einmal zu Ende, ein Teil Frankreichs war von den Deutschen besetzt. Ich war drei Jahre im Französischen Widerstand und dann wieder in der Armee. Danach habe ich dann bis 1948 als Arzt praktiziert. Im Widerstand habe ich nichts Interessantes gemacht. Das war, kann man so sagen, die schändlichste Sache in meinem Leben, dass ich weder während des Krieges noch während der Zeit im Widerstand nichts besonders Interessantes oder besonders Heldenhaftes vollbracht habe. Als ich ausgemustert wurde, entschied ich mich nach Paris zurückzugehen. Ich kehrte dorthin teilweise legal, zum Teil aber auch illegal zurück. Legal in dem Sinne, dass ich mit Papieren zurückkehrte, illegal, weil ich mir diese selbst ausgestellt hatte. Das war sehr komisch. Meine Mutter und meine Oma waren nach Limoges evakuiert worden. Als ich aus der Armee entlassen wurde – ich befand mich zu diesem Zeitpunkt in einem Lager der Russischen Christlichen Studentenbewegung in Pau – musste ich irgendwohin fahren. Ich machte mich also zu ihnen auf und begann meine Mutter und meine Oma zu suchen. Ich wusste, dass sie irgendwo dort sein mussten. Ich hatte einen Brief bekommen, den sie mir vor drei Monaten geschrieben hatten. Er war durch alle Armeeinstanzen gegangen. Ich habe sie dann auch in einem kleinen Dorf gefunden: Meine Mutter war krank und meine Oma war schon nicht mehr die Jüngste. So habe ich beschlossen, dass wir alle nach Paris zurückkehren und dort schauen, was wir machen können. Mein erster Gedanke war es, sich nach France Libre [1] durchzuschlagen, doch das stellte sich als unmöglich heraus, da die Pyrenäen zu diesem Zeitpunkt blockiert waren. Vielleicht hätte es jemand geschafft, der pfiffiger war als ich, aber ich habe es nicht fertig gebracht.

Wir sind zunächst bis zu einem Dorf unweit der Demarkationslinie des Besetzten Gebietes gefahren. Dort habe ich mich auf das örtliche Gemeindeamt begeben. Ich trug damals volle Uniform, außer einer Jacke, die ich gekauft hatte, um unter ihr so viel wie möglich von meiner Soldatenkluft zu verbergen. Ich begab mich also direkt zum Bürgermeister, um ihm zu erklären, dass ich einen Passierschein benötige. Er sagte zu mir: „Sie wissen doch, dass das nicht möglich ist. Ich fürchte, dass man mich dafür erschießen wird“. Niemandem war es gestattet, die Demarkationslinie ohne einen Passierschein zu übertreten. Der aber wurde nur von den Deutschen ausgestellt. Ich redete auf den Bürgermeister ein und versuchte ihn zu überreden. Am Ende sagte er zu mir: „Wissen Sie, was wir machen: ich lege hier auf den Tisch die Papiere, die man ausfüllen muss. Hier liegt der Stempel des Gemeindeamtes. Nehmen Sie alles, machen Sie einen Stempel und stehlen Sie die Papiere. Wenn man Sie verhaftet, dann werde ich Sie anzeigen, dass Sie die Papiere bei mir gestohlen haben“. Das war alles, was ich brauchte. Ich benötigte die Papiere. Wenn sie mich geschnappt hätten, dann hätte man ihn sowieso nicht gefragt. Sie hätten mich einfach verhaftet. Ich füllte also diese Papiere aus, und so sind wir über die Linie gefahren. Das war auch sehr komisch. Wir sind in verschiedenen Wagons gefahren, meine Mutter, meine Oma und ich. Nicht um etwas zu verheimlich, sondern weil es im Zug keine gemeinsamen Plätze mehr gab. In meinem Abteil waren vier französische alte Damen, die vor Angst zitterten, denn sie waren sich sicher, dass die Deutschen sie in Fetzten reißen werden. Da gab es auch noch einen völlig betrunkenen französischen Soldaten, der die ganze Zeit schrie: „Lass nur einen Deutschen kommen, dann werde ich es ihm schon zeigen. Ich werde ihn auf der Stelle erschießen“. Die alten Damen stellten sich vor: Es kommt die deutsche Kontrolle, der Soldat schreit laut auf und wir alle werden deshalb erschossen. Ich fühlte mich auch nicht sonderlich wohl, denn außer meiner Jacke war alles andere an mir Uniform. Generell war es Angehörigen der Armee untersagt, auszureisen. Besser gesagt, es war ihnen gestattet, doch sie wurden sofort ausgesondert und in ein Kriegsgefangenenlager gesteckt. Ich entschied, dass ich irgendwie so stehen müsste, dass die Kontrolle von mir nicht mehr sieht als nur den Kopf. Deshalb schlug ich meinen Weggefährten vor, da ich ja Deutsch sprach, dass sie mir ihre Pässe geben und dass ich mit den Kontrolleuren das Gespräch führen werde. Als dann ein deutscher Offizier eintrat, sprang ich sofort auf und trat dicht an ihn heran, presste mich quasi fast an ihn, sodass er nichts als meine Jacke sehen konnte, und gab ihm die Papiere und erklärte ihm alles. Er bedankte sich noch dafür und fragte mich, warum ich Deutsch spreche. Ich war eben ein Mann von Kultur, hatte in der Schule gut gelernt und dort Deutsch gewählt (das war die Wahrheit. Gewählt habe ich es aber aus dem Grunde, weil ich es schon konnte und deshalb hoffte, weniger dafür tun zu müssen. Aber das ist eine andere Sache). Und so sind wir weiter gefahren.

Dann sind wir nach Paris gekommen und haben uns dort niedergelassen. Wir hatten einen Bekannten, einen alten französischen Arzt, noch von der alten Schule. Er war bereits Mitglied der Organisation französischer Ärzte im Widerstand und hat mich angeworben. Die Sache war die, dass ich bereits zum Widerstand gehörte und wenn irgendwer aus dem Widerstand verwundet wurde oder Medikamente nötig waren, oder man jemanden einen Hausbesuch abstatten musste, dann wurde nach einem von uns Ärzten geschickt und eben nicht nach irgendeinem beliebigen. Es gab Gruppierungen, die sich auf den Moment der Befreiung von Paris vorbreiteten. Jeder dieser Gruppierung waren vorher Ärzte zugeordnet worden, damit jeder, wenn es zum Aufstand kommt, wusste, wohin er zu gehen hatte. Ich bin aber nie in meine Gruppierung gelangt, da ich etwa anderthalb-zwei Jahre vor dem Aufstand vom französischen „passiven Widerstand“ angeworben wurde und mich in einem Kellerraum des Krankenhauses Hôtel-Dieu mit kleinen Operationen befasste. Deshalb begab ich mich, als der Aufstand losbrach, dorthin, denn dort gab es viel mehr zu tun. Dort wurde ich mehr gebraucht. Außerdem war es sehr wichtig, dass dort Leute waren, die auf legale Weise neue Vorräte an Medikamenten und neuen Instrumenten anfordern konnten, um diese dann weiterzuleiten. Denn zu uns kamen Leute aus diesen vorher gebildeten Gruppierungen, und wir konnten ihnen so Instrumente geben, die der Staat gestellt hatte. Anders wäre es ihnen nicht möglich gewesen, diese in einer solchen Anzahl aufzutreiben. Eine Zeit hatte ich von der französischen Polizei den Auftrag erhalten, während der Bombardierungen einen Wagen der „Schnellen Medizinischen Hilfe“ zu leiten. Das gab mir die Möglichkeit, die Leute vom Widerstand dorthin zu bringen, wohin es nötig war.

Ich habe ebenso im Krankenhaus von Broque gearbeitet. Die Deutschen hatten entschieden, dass auf der Station, auf der ich arbeitete, diejenigen untersucht werden sollten, die sie zur Zwangsarbeit nach Deutschland schicken wollten. Die Deutschen hatten eine Höllenangst vor ansteckeckenden Krankheiten. Deshalb dachten wir uns ein ganzes System aus, damit, wenn Röntgenaufnahmen gemacht wurden, auf diesen Anzeichen von Tuberkulose zu sehen waren. Das war ganz einfach: Wir haben diese einfach dazu gemalt. Alle, die dort gearbeitet haben, haben zusammengehalten, denn andernfalls wäre es so nicht möglich gewesen. Eine Krankenschwester, eine andere Krankenschwester, ein Arzt und ich. Wir attestierten jemanden als „krank“, machten von ihm eine Röntgenaufnahme, malten auf dem Glas das, was nötig war, legten dann einen Film ein und bekamen das Resultat, das wir brauchten. Natürlich konnten wir das nicht sehr lange machen. Man konnte so nicht endlos wiederfahren. Wir mussten den Posten wieder verlassen, denn wir haben ja niemanden nach Deutschland gelassen: Wenn es nicht wegen Tuberkulose war, dann aus einem anderen Grund. Aber es gelang uns, etwas über ein Jahr alle für „ungeeignet“ zu erklären. Wir haben es, wissen Sie, so erklärt, dass eben die Zeit daran Schuld ist: niemand hat genug zu essen und die Jugend ist generell nicht sehr bei Kräften. … Dann, als die Deutschen begannen, etwas zu verdächtigen, hatte ich bereits meine Stelle gewechselt und am Russischen Gymnasium zu unterrichten begonnen. Von den einen Krüppeln zu den nächsten!

Noch eine interessante Entdeckung, die ich während des Krieges und der deutschen Besetzung gemacht habe. Eine Sache, gegen die wir im Leben und umso mehr im Gebet ankämpfen sollten, ist die Frage nach der Zeit. Wir vermögen es nicht, im Hier und Jetzt, in dem Augenblick, in dem wir uns gerade befinden, zu leben, dabei sollten wir es lernen. Denn den vergangenen gibt es nicht mehr und der zukünftige ist noch nicht eingetreten. Der einzige Augenblick, in dem man Leben kann ist der jetzige. Aber wir leben ihn nicht, weil wir immer noch am vergangenen hängen oder schon vorausdenken. Ich habe in diesem Zusammenhang begriffen wie groß die Barmherzigkeit Gottes ist und auch die der deutschen Polizei. Während der Besetzung bin ich einmal mit der Metro gefahren. Dort wurde ich angehalten und aufgefordert, mich auszuweisen. Ich zeigte ihnen meine Papiere. Meinen Familienname schreibt man mit zwei „o“: Bloom. Der Polizist schaute auf den Namen und sagte: „Ich nehme Sie fest! Sie sind ein Engländer, ein Spion!“ Ich entgegnete: „Halten Sie doch ein, mit welchem Recht behaupten Sie das?“ „Ihr Familienname schreibt sich mit zwei „o“. Ich wieder: „Das ist es ja gerade. Wenn ich ein englischer Spion wäre, dann hätte ich mich irgendwie genannt, aber sicher nicht mit einem englischen Familiennamen“. „Was sind Sie denn nun wirklich? „Ich bin Russe“. (Es war damals die Zeit, als die sowjetische Armee allmählich Deutschland einnahm.) Er sprach zu mir: „Das kann nicht sein. Die Russen haben solche Schlitzaugen“. – „Verzeihen Sie bitte, aber Sie verwechseln die Russen mit den Chinesen“. „Ach, ja, das kann sein. Und trotzdem, was denken Sie eigentlich über den Krieg?“. Da ich Offizier im französischen Widerstand war, war mir klar, dass sie mich sowieso nicht laufen lassen würden, und so entschied ich mich, wenigstens zu meinem Vergnügen inhaftiert zu werden. Ich entgegnete ihm deshalb: „Zur Zeit läuft der Krieg fantastisch. Wir hauen euch ordentlich einen auf den Deckel!“ „Dass bedeutet also, dass sie gegen die Deutschen sind?“ „Ja“. „Wissen Sie, ich auch (er war ein französischer Polizist im Dienste bei den Deutschen). Machen Sie, dass sie fortkommen“. Damit war alles beendet. Doch in diesen wenigen Minuten hat sich etwas sehr Interessantes ereignet: Plötzlich hatte sich die gesamte Zeit, die Vergangenheit und auch die Zukunft in einem Augenblick, in dem ich lebe, konzentriert, denn meine wirkliche Vergangenheit, wie sie in der Tat existierte, durfte schon nicht mehr so, wie sie war, existieren. Denn für diese, meine Vergangenheit hätten sie mich erschossen. Jene Vergangenheit aber, die ich ihnen in allen Details erzählt hätte, hatte nie existiert. Die Zukunft gibt es, wie es sich zeigt, auch nicht, denn die Zukunft können wir uns nur dann vorstellen, wenn wir in unseren Gedanken erfassen können, was in der nächsten Minute passiert. Nachdem ich das alles durchdacht habe, habe ich festgestellt, dass man nur in der Gegenwart leben kann. Und so zu beten ist schrecklich leicht. Zu sagen „Herr erbarme dich“ ist nicht schwer. Wenn man „Herr erbarme dich“ jedoch sagt und dabei daran denkt, dass diese Worte der Anfang eines langen Gebetes sind oder eines ganzen Abendgottesdienstes, dann ist dies mit Sicherheit viel schwerer.

 



[1] „Freies Frankreich (ab 1942 „Frankreich im Widerstand“) eine antifaschistische Bewegung, die auf Initiative vom General Charles de Gaulles im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) entstanden ist. Zentrum dieser Bewegung war London.

 

Uebersetzt von Henrik Hansen
www.deu.world-war.ru

 

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