Der Krieg sollte nichts relativieren

Neujahrsnacht 1943. Valja ist schon Witwe und ihre Kinder sind nun Waisen. Von Sascha habe ich schon lange keinen Brief mehr bekommen. Bin ich etwa auch schon Witwe? … Ich sitze hier allein und weine. Ich habe mir alle seine Fotografien angesehen und sie mit Tränen übergossen. In der Schule geht es auch sehr schlecht. Die Kinder mögen einander nicht und hänseln sich gegenseitig. Sie hassen die Lehrer, die Schule, das Lernen, Bücher und das Wissen.

20 Dezember 2015|Scheljachowskaja (Gruzdewa) Maria Alexandrowna

Ein ungerechter Brief

Ich sollte dir einen ruhigeren Brief schreiben, doch ich kann es nicht. Kann es sein, dass man dich in diesem Amt noch nicht bestätigt hat? Gibt es noch eine Chance abzusagen? Du hast nicht zwei Doktorarbeiten geschrieben, um dich dann darum kümmern zu müssen, wo man Nägel auftreiben kann. Das kann jede x-beliebige Mitarbeiterin in der Schule besser als du. Jedoch vor den Kindern zu stehen und sie zu unterrichten, kann niemand besser als du, denn du hast viele mehr Wissen als die anderen Lehrer in Totma.

10 August 2014|Scheljachowskaja (Gruzdewa) Maria Alexandrowna

Schon zwei Jahre getrennt

Ich möchte dir von dem Verfall der Sitten und dem Verlust der Achtung vor dem Allerheiligsten während des Krieges berichten. Du hast schon von den Freuden der willensschwachen Wollüstlinge geschrieben: „der Krieg radiert alles aus“. Natürlich kann er alles ausradieren. Im selben Moment vernichtet er aber auch die Reinheit des Gefühls.

30 November 2013|Scheljachowskaja (Gruzdewa) Maria Alexandrowna